Foto: Julia Schwarz

Fast alle frischgebackenen Eltern kennen die Situation: Das Baby soll im Kinderwagen liegen, hat darauf aber keine Lust. Auch Augenoptikermeisterin Julia Schwarz hatte das Problem mit ihren beiden Kindern und hat nach einer passenden Lösung gesucht. In Zusammenarbeit mit Augenärzten sind Julies Babysticker entstanden. Die Gründerin, die ihr One-Woman-Business von ihrem Ersparten finanziert, möchte die Aufkleber zukünftig auch über Augenoptiker vertreiben. In OPTIC+VISION erzählt sie mehr über Julies Babysticker – von der Idee bis zu ihrer Zukunftsvision.

OPTIC+VISION: Stellen Sie sich doch bitte mal kurz unseren Lesern vor. Wie ist Ihr augenoptischer Hintergrund?

Julia Schwarz: Nach der Schule habe ich eine Ausbildung zur Augenoptikerin gemacht. Danach habe ich zwei Jahre als Augenoptikerin gearbeitet und die Meisterschule in München an der Fachakademie für Optik absolviert. Nach der Meisterschule hat mich die medizinische Richtung sehr interessiert, woraufhin ich in einer Augenklinik gearbeitet habe, in der meine Aufgaben unter anderem die Praxisorganisation, Vor- und Nachuntersuchungen für Operationen und Kontaktlinsenanpassungen waren. Ich habe mich weitergebildet und mehr über unterschiedliche Kontaktlinsen gelernt, denn die Kontaktlinsenanpassung hat mir sehr viel Spaß gemacht. Zudem habe ich weitere Kurse besucht, um bei den Augenoperationen assistieren zu können.

Sie sind die Erfinderin von Julies Babystickern. Wie kam es dazu?

In meiner ersten Elternzeit wollte mein Sohn nicht im Kinderwagen liegen bleiben. Ich dachte mir, dass er etwas Interessantes zum Anschauen bräuchte, da die Kinderwagendächer von innen so eintönig sind. Natürlich kann man meist auch das Dach aufmachen, damit das Baby die Bäume und den Himmel anschauen kann, doch das ist nicht möglich, wenn die Sonne zu stark scheint, es regnet oder zu viel Trubel im direkten Umfeld herrscht. Diese Kinderwagenketten haben mich persönlich sehr gestört, da sie immer im Weg waren. Es gab noch einen Grund, warum ich diese als Augenoptikermeisterin nicht mochte: Die Augen von Babys arbeiten ganz am Anfang noch nicht zusammen, weshalb sie doppelt oder verschwommen sehen. Deshalb ist es für Babys besser, auf etwas Festes anstatt auf ein wackelndes Spielzeug wie die Kinderwagenkette zu schauen. Von da an habe ich angefangen, aus der Not heraus Kinderwundpflaster oder Augenpflaster mit bunten Motiven ins Innere des Kinderwagens zu kleben, woraufhin mein Sohn begeistert war.

Sind Sie so auf die Idee für die Babysticker gekommen?

Richtig! 2019 hatte ich mit meiner Tochter die gleiche Herausforderung wie damals mit meinem Sohn: Auch sie wollte nicht im Kinderwagen liegen bleiben. Dann erinnerte ich mich, wie ich dieses Problem bei meinem Sohn gelöst hatte. Doch mir ist aufgefallen, dass die Pflaster Klebereste auf dem Kinderwagen hinterlassen hatten. Aus diesem Grund wollte ich etwas Besseres kaufen, doch zu meiner Verwunderung gab es nichts Passendes, weshalb ich auf die Idee kam, selbst ein Produkt auf den Markt zu bringen. Julies Babysticker wurden geboren. Mittlerweile verkaufe ich acht verschiedene Motive in vielen Farben, die Babys unterhalten und ihren Eltern etwas Entspannung bringen.

Warum sind die Babysticker ein Must-Have für den Alltag mit Babys?

Die Sticker habe ich in Zusammenarbeit mit Augenärzten entwickelt. Sie beschäftigen nicht nur die Babys, sondern fördern auch deren visuelle Wahrnehmung und wirken sich positiv auf die Sehentwicklung aus. Praktisch ist, dass sie flexibel und selbstklebend sind, ohne Klebereste zu hinterlassen. Dadurch sind sie wiederverwendbar und können an verschiedenen Orten angebracht werden – egal ob Autositz, Kinderwagen oder Bett. Das Material der Sticker, ihre Farben sowie der Kleber sind giftstofffrei, um Sicherheit für die Babys zu gewährleisten, sollten sie die Sticker in die Hände bekommen und in den Mund nehmen.

Was war die größte Herausforderung beim Entwicklungsprozess der Babysticker?

Für viele sind es „nur“ Aufkleber, doch es steckt mehr Arbeit hinter, als man denkt. Die größte Herausforderung waren tatsächlich die Materialien, da ich die Sticker nicht nur flexibel und giftstofffrei, sondern auch plastikfrei und in Deutschland herstellen wollte. Im Vergleich zu anderen Ländern wie China, die ich zuerst ebenfalls in Betracht gezogen hatte, ist so eine anspruchsvolle Produktion „made in Germany“ natürlich ziemlich teuer. Dadurch ist es mir auch schwergefallen, die Aufkleber zu einem guten Preis weiterzuverkaufen. Finanziert habe ich das Projekt ausschließlich mit meinen Ersparnissen.

Wo gibt es Julies Babysticker zu kaufen? Wie machen Sie auf diese aufmerksam?

Foto: Julia Schwarz

Meine Produkte verkaufe ich hauptsächlich über meinen eigenen Onlineshop, Etsy, Ebay, über Spielzeuggeschäfte und Optiker. Um die Babysticker bekannter zu machen, schicke ich außerdem ein paar Hebammen und Krabbelkursen Probeexemplare, die sie an die Eltern weiterverteilen dürfen.

Warum sollten Optiker Julies Babysticker in ihrem Geschäft anbieten?

Die Sticker sollten vor allem bei Optikern vertrieben werden, weil sie etwas Optisches sind und die visuelle Wahrnehmung von Babys fördern. Optiker können die Sticker als Mitnahmeprodukt an der Kasse oder in der Nähe der Kasse anbieten. Aufgrund meines Berufes ist es mir aber auch ein persönliches Anliegen, die Optiker mit ins Boot zu holen.

Welche Vision haben Sie für die Zukunft?

Meine Vision ist es, dass irgendwann alle frisch gebackenen Eltern Julies Babysticker kennen. Es ist ein Traum von mir, dass sie zur Standard-Erstausrüstung von Babys gehören und, wenn es gut läuft, auch außerhalb von Deutschland bekannt werden. Viele Mütter, die meine Sticker bereits ausprobiert haben, schicken mir Bilder und Videos, in denen ihre Kinder von den Aufklebern ganz fasziniert sind. Das ist für mich natürlich die schönste Bestätigung.

Welche Tipps würden Sie angehenden Gründern geben, die noch unsicher sind?

Einfach anfangen und nicht viel überlegen, denn nach der ersten Zeit kann man für sich erkennen, ob es sich lohnt. Man kann zwar viel Geld verlieren, aber ich habe mir immer gedacht, dass ich es bereuen würde, wenn ich es nicht tun würde. Das war, glaube ich, mein größter Antrieb. Aber ich sehe mir auch gerne Erfolgsgeschichten anderer auf YouTube an, um mich selbst weiter zu motivieren.

Das Interview führte Janike Dombrowsky.

Fotos: Julia Schwarz