Foto: Suchhelden

Was muss ich tun, damit Google meine Website mag? Wie kann ich mit wenig Aufwand meine digitale Kommunikation optimieren? OPTIC+VISION bat André Hehemann von der SEO-Agentur Suchhelden in Osnabrück um Profi-Tipps zum Marketing Thema Nr. 1.

OPTIC+VISION: Herr Hehemann, Sie als SEO-Experte haben direkten Einblick: Wie steht es um die Websites des deutschen Mittelstands?

André Hehemann: In der Tat wird in Deutschland das Digitale immer noch als notwendiges Übel gesehen, statt als großes Potential. Wir als SEO-Agentur freuen uns über jeden Kunden, der den Unterschied zwischen Suchmaschinen-Werbung und Suchmaschinen-Optimierung kennt. Und über jede Website, die mobilfähig ist, schnell lädt und stimmige redaktionelle Inhalte und Metadaten besitzt! 

Was sind Lieblingsfehler auf Firmenwebsites, die sich leicht korrigieren lassen?

Der größte Fehler ist, dem Website-Nutzer die Kommunikation mit meinem Unternehmen zu erschweren. Telefonnummern und Mailadressen sollten so geschrieben sein, dass man sie sofort anklicken und in Verbindung treten kann. 

Hat sich durch die Krise etwas verändert?

Auf jeden Fall gibt es beim digitalen Bewusstsein positive Veränderungen. „Hybridmodelle zwischen Einzelhandel und E-Commerce sind cool und wirtschaftlich sinnvoll“, dieses Learning spricht sich jetzt herum. 

Die spannende Frage lautet nun: Ist meine Website eine in die Jahre gekommene Visitenkarte oder ein Online-Vertriebsmittel? „Vertriebsmittel“ bedeutet übrigens nicht gleich „Online-Shop“. Auch Wirtschaftsprüfer, Anwälte und Co. können ihre Website als Vertriebsmittel nutzen – das heißt, als interaktives Tool, das eine direkte Terminvergabe ermöglicht und vielleicht einen Chatbot für FAQs enthält. Und das ist der Punkt an dem leider oft noch gespart wird und Umsatzpotential verloren geht: Einigen Budgetverantwortlichen ist noch immer nicht bewusst, wie viele Menschen das Internet als ersten Weg bei einer Produktsuche nutzen.

Mein wichtigster Tipp für kleine Unternehmen ist deshalb: Präsentieren Sie sich kostenlos per Google My Business bei lokalen Suchanfragen. Mittlerweile funktioniert Google My Business als Kanal, auf dem man Bilder hochladen und etwas Persönliches zeigen kann. Schon heute kann man auf Google My Business eine 360-Grad-Ansicht des eigenen Ladens hochladen. So wird der Laden dann bei Google Maps sichtbar. In Zukunft wird es noch spannender: Man wird dort Termine buchen können und der echte Verkäufer macht dann per Kamera einen Live-Rundgang durch das Sortiment. Per Videotelefonie wird er Kunden beraten und Produkte zeigen. In der Motorradbranche habe ich das schon erlebt: Man konnte Helme und Ausrüstung anschauen, ohne hinfahren zu müssen. 

André Hehemann ist Mitbegründer der „Suchhelden“.

Auf diese Art kann sich ein Laden überregional positionieren. 

Richtig. Und bei Google My Business kann man schon so viel von sich zeigen! Ein paar Fotos vom Sortiment beantworten die Frage „Hat der Laden genug Auswahl?“ Ich kann Team-Fotos hinzufügen, um Gesicht zu zeigen und eine persönliche Verbindung aufzubauen – oder die Anruffunktion „Click&Call” zur Verfügung stellen. In China ist dieses persönliche virtuelle Shopping schon ein größerer Trend. In Deutschland sind wir zumindest schon beim Whatsapp-Marketing angelangt. Fast jeder nutzt doch mittlerweile Whatsapp – den zweiten kostenlosen Kanal, den ich jedem empfehle. Ich schreibe sogar Whatsapps mit meinem Anwalt und schicke ihm Fotos, Videos und Sprachnachrichten. Die Beratung wird dadurch noch besser und interaktiver. Ich kann z. B. nach einem Beratungsgespräch googeln und dann noch weitere Fragen stellen. 

Wie sollte ich auf Google Maps auftreten?

Ein Google My Business Profil ist super, sobald es Kontaktdaten, Öffnungszeiten, Bilder und sämtliche Kommunikationswege enthält, auf denen mich der Kunde erreicht. Man kann mich über die Maps finden und über den Routenplaner sofort anfahren. Ich kann meine Website dort einbinden. Und ich kann dort gezielt positive Bewertungen von Kunden sammeln, in dem ich sie dazu auffordere. Ein Top-Medium, das kostenlos ist und das nur wenig Pflege braucht, sobald es einmal installiert ist: sozusagen die digitale Version des Telefonbuchs.

Was sollte man außerdem nutzen?

Gutes Onlinemarketing lebt von vielen Kanälen. Instagram und Facebook sind für den lokalen Handel immer spannend. Wenn man kreativ ist, kommt auch Pinterest in Frage. Produkte können dann über die Bildersuche gefunden werden. Auch der Whatsapp-Status ist ein kostenloses Tool, wo man gewisse Stories immer wieder hochladen kann und Aufmerksamkeit erregt, weil die Statusanzeigen von der Whatsapp-Community gelesen werden. Sobald ich den Status update, falle ich auf – einfach und kostenlos. 

Sobald man diese kostenlosen Tools professionell ausgeschöpft hat, kann man dann mit einer guten Agentur zusammenarbeiten und sich bei bestimmten Such-Themen nach vorne bringen lassen: „Sonnenbrille Düsseldorf“, „Gleitsichtbrille Düsseldorf“, „Kontaktlinse …“ Dafür braucht man dann Profis. 

Bitte klären Sie etwas über SEO-Mythen auf. Muss man in neue SEO investieren, sobald Google den Algorithmus ändert? 

Jein. Es kommt immer darauf an, wie groß der Markt für eine Website und das Suchvolumen eines Begriffes ist. Google hat regelmäßige Algorithmen und Interesse daran, seine Nutzer zu behalten. Mit jedem Google-Update soll der Nutzer die besten und inhaltlich relevantesten Ergebnisse bekommen. Google erkennt diese anhand der Kennzahlen, die das Nutzerverhalten beschreiben. Generell kann man sagen: Je größer der Markt und das Suchvolumen nach einem Begriff ist, desto eher wirken sich Google-Updates auf Traffic und Ranking aus. Das funktioniert ähnlich wie in der Offlinewelt, wo ja auch neue Patente und Erfindungen für wirtschaftlichen Wirbel sorgen. Kleine, regionale Websites bekommen die Updates deutlich weniger zu spüren.

Was braucht meine Website, um bei Google zu punkten?

Die einfache Regel lautet: Wenn Nutzer die Seite mögen, wird auch Google sie mögen! Die Website muss in erster Linie informativ sein und weiterhelfen. Dies geschieht durch spannende und vernünftig aufbereitete Inhalte, die den Laden, das Team und die Produkte vorstellen. Der Text der Website sollte insgesamt nicht zu kurz sein und etwas Persönliches enthalten. Insgesamt rund 5.000 Zeichen Text sind eine ideale Länge zum Starten – pro Unterseite sind das rund 1000 Zeichen. Und wenn man dann gelegentlich aktuelle Inhalte hinzufügt – wie die neue Sommerkollektion, die Weihnachtsaktion, etc. – wird die Sache rund. Was man sich sparen kann, sind die Keyword-Wüsten vergangener Jahre, wo man mit dicken Textpassagen, die keinen Menschen interessiert haben, Google locken wollte. Google merkt das mittlerweile! Texte, die keiner liest, kann man löschen.

Was einigen Website-Betreibern Sorgen macht: Google schneidet nun Textstücke aus und präsentiert sie den Nutzern, ohne dass sie die Website öffnen müssen. Ist das nicht ein Verlust, wenn nur noch zwei Drittel aller Suchanfragen auf Websites enden?

Ich persönlich sehe das positiv: Von Google zitiert zu werden, ist ein Ritterschlag – es bedeutet, dass die Website bei allen Rankings gewonnen hat. Wenn die Fragestellung sehr detailliert war, ist der Textausschnitt ein cooler Teaser und die Analytics beweisen auch, dass Nutzer trotzdem auf diese Seite kommen. Die Nutzer sehen dadurch, wem sie vertrauen dürfen. Bei Suchanfragen nach Dienstleistungen und Produkten ist dieser Vertrauensgewinn besonders nützlich.

Wie oft muss ich heutzutage meine Website erneuern, um konkurrenzfähig zu sein? 

Das kommt auf die Branche und den Wettbewerb an. Wir als SEO-Agentur launchen unsere Website tatsächlich alle ein bis zwei Jahre neu und verbessern und pflegen sie kontinuierlich, um ganz oben zu sein. Bei uns ist die Konkurrenz die stärkste: In Deutschland gibt es rund 5.000 SEO-Agenturen, die alle Platz 1 bei Google erobern wollen.

Für einen Optiker mit einer einfachen WordPress-Seite sieht die Welt entspannter aus. Für ihn geht es um Sicherheits-Updates oder neue Inhalte. Sicherheit-Updates brauche ich, sobald ich Plugins von Drittanbietern verwende, die regelmäßig upgedated werden müssen. Wenn wir eine Website betreuen, dann wächst sie in Sachen Inhalte, bekommt neue URLs und einen nachhaltigen Backlink-Aufbau. Monitoring gehört bei uns zum Komplettpaket, Nutzerflüsse werden analysiert und Conversions optimiert.

Apropos Conversions: Warum springen Nutzer oft nach Sekunden ab? 

Angenommen der Nutzer googelt „Sonnenbrille“ und kommt bei „Herren Gleitsichtbrille“ raus, dann ist er sekundenschnell weg. Solche Fehler haben oft simple Gründe: Unpassende Bilder und Texte, falsche Überbegriffe, falsche Ankerbetextung des Links, oder die berühmte Seite 404. 

Mancher Optiker mag sagen: „Meine Website ist kein Vertriebsweg, da ich wegen der Notwendigkeit des Sehtests kein Onlinehändler sein kann.“ Wie sehen Sie das?

Dass Hybridmodelle in der Optik sehr gut funktionieren, beweisen die großen Omnichannels, die seit einiger Zeit am Markt expandieren. „Online-Vertriebsmittel“ bedeutet übrigens nicht, dass man direkt online bei mir einkaufen kann. Es bedeutet, dass ich positiv im Gedächtnis bleibe. Ein Onlinetool für Terminvergabe oder ein Newsletter reichen bereits oft, um Menschen mit digitaler Kommunikationsgewohnheit abzuholen. Und auch Kontaktlinsenkunden brauchen regelmäßig Nachschub. Da bietet sich die große Chance, digital und per Abo mit ihnen zu kommunizieren. 

Stichwort Shoppable Content: Einigen Läden hat Shopping durch Socialmedia in der C-Krise geholfen. Muss ich das mitmachen? 

Solche Hypes sollte man auf dem Schirm haben, aber kritisch beobachten. Wir erleben täglich, dass viele Läden nicht mal die Basics des Onlinemarketings anwenden. Deshalb sollten sie erstmal mit konservativen Methoden Mehrwert abschöpfen. Wenn ich einen Laden hätte, würde ich Shoppable Content tatsächlich anbieten – aber erst, wenn alle anderen Werbemaßnahmen stimmen, sozusagen als Kirsche auf der Torte. Solche hippen Tools lohnen sich, sobald sie echten Cashflow bringen und ihren Zeitaufwand mehrfach einspielen. 

Woran erkenne ich als ahnungsloser Laie eine seriöse Onlineagentur? 

Wenn ich „SEO Agentur“ oder „Socialmedia-Agentur“ google, dann landen diejenigen am weitesten oben, die ihr Handwerk am besten verstehen … Und darauf würde ich auch bei einer regionalen Suche unbedingt achten. Weil die Erfahrung zeigt, dass es in Städten tendenziell erfahrenere SEO-Agenturen als im ländlichen Bereich gibt, arbeiten wir bundesweit und immer mit individuellen Angeboten.

Wir lassen uns von unseren Kunden online finden – unter den ersten drei Google-Treffern Deutschlands. Wir leben ausschließlich von unserer Dienstleistung und betreiben weder Callcenter noch Kaltakquise. Wir locken nicht mit Geschenken und verkaufen keine 3-Jahres-Verträge. Solche Praktiken gibt es leider, wie uns Kunden immer wieder berichten. Deshalb würde ich als Unternehmer mit niemandem zusammenarbeiten, der nicht bei Google auffindbar ist und der mir versucht, per Telefon ein Abo zu verkaufen. 

Wie rechnen Sie Ihre Dienstleistung ab?

Jedes SEO-Projekt ist komplex und einzigartig, weil jedes Unternehmen eigene Bedürfnisse hat. Man braucht immer vier Experten dazu: Einen Techniker, einen Redakteur für die Texte, einen Backlink-Spezialisten und einen Projektmanager. Deshalb gibt es bei uns kein Standardpaket. Wir machen individuelle Angebote und rechnen auf Stundenbasis ab. Dabei listen wir transparent auf, welches Teammitglied wie viel auf welchem Gebiet geleistet hat.

Was halten Sie von Website-Baukästen?

Fairerweise muss ich sagen: Als Visitenkarte besser als nichts … und allemal besser als ein Auftritt von anno Tobak. Allerdings stößt man mit Baukästen schnell an die Grenzen. Profi-Resultate sind damit nicht möglich. Das ist ungefähr so ähnlich, wie wenn Sie einen Online-Marketer wie mich als Verkäufer in Ihrem Optikladen einstellen würden … Das wäre keine gute Idee, oder? In diesem Sinne rate ich jedem Unternehmer: Unterschätzen Sie nicht die Wirkung, die Ihre Website als Kontaktfläche und Vertriebsmittel entfaltet!Es lohnt sich, in Profi-Qualität zu investieren.

Das Interview führte Rosemarie Frühauf.

Erschienen in OPTIC+VISION 4, 2021.