„Nachhaltigkeit ist nicht nur eine Verpflichtung, sondern auch eine große Chance für klein- und mittelständische Optiker zur Differenzierung, um klasse Neukunden zu gewinnen und die besten Mitarbeiter an sich zu binden!“ Der Initiator der Wahre-Werte-Optiker, Oliver Alexander Kellner beim Pflanzen im Wald. Die ersten 3000 Bäume wachsen bereits, dank faszinierender Brillenkunden. Foto: Wahre-Werte-Optiker

Ein neues Prädikat für „Wahre Werte“ in der Augenoptik ist erst drei Monate jung und bringt frischen Nachhaltigkeits-Wind in die Branche! Jedes teilnehmende Fachgeschäft engagiert sich für soziale, nachhaltige und fachliche Projekte und kann ebenso selbstdefinierte Werte-Ziele einbringen. Eine geniale Idee, die für Lernerfolge, Motivation, einen geschärften USP und positive PR sorgt. Unternehmens-Coach Oliver Alexander Kellner erklärt in OPTIC+VISION erstmals exklusiv, wie man das neue Independent-Gütesiegel bekommt.

OPTIC+VISION: Herr Kellner, kurz vorne weg: Wer sind Sie und wie sind Sie in die Augenoptik gekommen?
Oliver Alexander Kellner: Ich bin ein sehr vielseitig aufgestellter Unternehmens-Coach, der Kreativität und Authentizität in die verschiedensten Teams bringt – vom Städtebauplaner bis zum 5-Sterne-Hotel. Meiner Kreativität tut es gut, durch die verschiedensten Branchen zu surfen. In der Augenoptik bin ich schon seit zwanzig Jahren unterwegs und sie liegt mir wegen ihrer Nähe zum Menschen und ihrer kleinen und mittelständischen Struktur besonders am Herzen.

Das Gütezeichen mit Weitblick über deren engagierte Optiker jetzt schon zahlreiche Regionalzeitungen, Magazine und sogar Radiosender begeistert berichtet haben. Auch der nächste prominente Wahre-Werte-Botschafter für 2022 steht schon fest – es hat mit dem Fernsehsender VOX zu tun, mehr wird noch nicht verraten. Foto: Wahre-Werte-Optiker

Was ist Ihr Erfolgsrezept?
Ich denke mir ständig neue Ideen und kreative Aktionen aus, die man machen kann, um Kunden zu begeistern, den Erlebnisfaktor zu erhöhen und Einzigartigkeit zu erschaffen. Über die Jahre hat sich ein ganzer Katalog von Ideen entwickelt. Wenn ich ein Team berate, kann es eben genau auf diesen Erfahrungsschatz bauen, denn es ist absolut entscheidend, dass kreative Aktionen zum Unternehmen passen. Wenn Lebensfreude hochauthentisch ist hat sie die Kraft, ganze Teams umzukrempeln und anzupowern. Dieses Gefühl, dass man als Optik-Unternehmer den ganzen Tag herumflitzt, Kunden glücklich macht, das Team zusammenhält und am Abend völlig ausgebrannt ist und für seine Familie kein Lächeln mehr übrig hat – dieses Gefühl wird mir sehr oft geschildert, und das muss nicht sein. Ich finde dann mit den Optikern Wege, wie sie ihr Herzblut wieder in die Geschäftsabläufe einfließen lassen können, so dass die Motivation zu sprudeln beginnt Energie vom Kunden auch wieder zurückfließt und sich wie eine unerschöpfliche Quelle anfühlt.

Wie sehen solche kreativen Aktionen aus?
Im hohen Norden zum Beispiel gibt es ein Fachgeschäft, bei dem wir folgende Tradition eingeführt haben: Immer bevor ein Kunde mit seiner neuen Brille das Geschäft verlässt, darf er an einer Schiffsglocke läuten und das ganze Optiker-Team ruft dann „Ahoi!“ – nach dem Motto: „Wieder verlässt eine unserer Lieblingsbrillen den Hafen.“ Dieses kleine Ritual wird bei jedem Kunden gemacht und sorgt für gute Laune.
Oder am Beispiel Kinderbrille: Bei einem anderen Optiker haben wir in der Kinderecke einen kleinen Thron eingerichtet, auf den sich das Kind setzen darf, wenn es seine Brille abholt. Beim Aussuchen ist der Thron mit einer kleinen Kordel gesperrt und wir sagen: „Wenn Du Deine Brille bekommst, darfst du dann drauf sitzen.“ Die Kids bringen dann vor lauter Vorfreude zum Brille abholen nicht nur Mama und Papa mit, sondern oft noch Oma und Opa. Und so kommt Leben samt Neukunden in die Bude! Ganz aktuell habe ich noch ein „Mehrbrillen-Automatik-System“ entwickelt, bei dem der Mehrbrillenkauf kaum noch zu verhindern ist.

Oliver Alexander Kellner im Allgäu. Foto: Wahre-Werte-Optiker

Sie finden also, dass im Optiker-Alltag noch viel mehr möglich wäre, als bisher?
Aber klar! Da ich seit fünf Jahren sogar die Ehrlich Brothers bei der Gestaltung ihrer Zaubershows beraten darf, liegt bei mir die Definition von „schwierig“ und „unmöglich“ natürlich auf einer anderen Ebene, als in der „normalen“ Optikerwelt. Aber es gibt ein verbindendes Erfolgsgeheimnis, und das ist eben die Authentizität. Die Ehrlich Brothers füllen Arenen mit ihrem hemdsärmeligen Humor für die ganze Familie und sind einfach hochauthentisch. Deshalb sind sie erfolgreicher als so mancher Zauberer auf dem gleichen Techniklevel. Die Ehrlichs zeigen: Wenn Leidenschaft für eine verrückte Idee da ist, wird vieles möglich. Sollten wir bei der Planung der Show beispielsweise die Idee bekommen, mit einer Harley Davidson aus einem iPad herauszufahren, dann ist erstmal völlig egal, dass wir keine Ahnung haben, wie das gehen könnte. Wir entscheiden uns dafür, es möglich zu machen. Und der Weg findet sich.

Stichwort „Wahre-Werte-Optiker“: Warum haben Sie diese neue Gemeinschaft ins Leben gerufen und was steckt dahinter?

Sie kennen bestimmt den Ausspruch: „Falls die Bienen aussterben, stirbt auch der Mensch“. Diese Erkenntnis aus der Ökologie hat mich inspiriert, mich noch mehr für den Erhalt unseres Planeten einzusetzen, denn ich bin seit meiner Jugend ein überzeugter Unterstützer von Charity-Projekten. Und dann dachte ich mir: Mit dem Mittelstand ist es ähnlich. Falls die kleinen Unternehmen aussterben, wegen der Übermacht der Großkonzerne, würde auch die ganze Wirtschaft zusammenbrechen. Also habe ich beschlossen, dass es möglich sein muss, mit einer Initiative an allen drei Fronten Gutes zu bewirken: Ökologisch, wirtschaftlich und sozial. Und das war die Initialzündung für die Wahren-Werte-Optiker.

Wie funktioniert das, wenn man Mitglied werden will?

Die Wahre-Werte-Optiker haben drei Säulen. Auf drei verschiedenen Fachgebieten gilt es, verschiedene Kriterien innerhalb eines Jahres mit ihrem Team zu erfüllen. Dabei ist es ganz wichtig, dass die Projekte zum jeweiligen Fachgeschäft passen und von möglichst allen Mitarbeitenden getragen werden. Wenn nur der Chef begeistert ist, aber seine Angestellten nicht, dann ist die Zeit einfach noch nicht reif dafür. Mein Ziel ist, die Teams zum freudigen Umsetzen zu „verführen“, so dass sie nach und nach immer mehr Lust bekommen, sich sozial, nachhaltig und fachlich zu engagieren.

Was sind das für Aufgaben und Kriterien, welche die Teams erfüllen müssen?

Es gibt einen großen Katalog an Wahlkriterien, doch auch einige Pflichtkriterien. Ein Muss ist zum Beispiel, Kinderbrillen auf hohem Qualitätsniveau anzubieten, denn das halten wir für sozial und fachlich angebracht.

Ein anderes Muss ist, mindestens eine größere Öko-Brillenkollektion ins Portfolio aufzunehmen, um Verbrauchern eine nachhaltige Auswahl zu ermöglichen. An diesem Punkt haben manche Fashion-affine Teams oft Bedenken, weil sie „Öko-Brille“ immer noch mit dem Bio-Schlappen und Wollsocken-Image verbinden. Und das wollen wir natürlich nicht! Ich bin sehr für den Mode-USP! Und deshalb schlagen wir Kollektionen vor, die nachhaltig UND stylisch sind. Aktuell haben wir 10 recycelte oder auf Pflanzenbasis hergestellte Kollektionen im Portfolio, aus denen man wählen kann.

Wie werden die Kriterien und Aktionen praktisch umgesetzt?

Für die Umweltkriterien ernennt jeder Betrieb einen eigenen Ökobeauftragten, der darauf achtet, dass die Ziele umgesetzt werden. Und um sicher zu stellen, dass die Teams ihre Projekte auch verwirklichen, folgt zwischendurch eine unangekündigte Überprüfung von mir. Dabei erlebe ich dann immer wieder, wie bemüht die Teams sind, ihre Werte im Alltag zu leben und dass sie ihre selbstgesteckten Ziele sehr ernst nehmen. Und das finde ich schön. Mir ist wichtig, das „Wahre-Werte-Optiker“ ein echtes Prädikat ist, dass von innen heraus strahlt und kein Greenwashing-Aufkleber, den man sich mal eben für´s Schaufenster kauft.

Apropos Kaufen: Was kostet die Mitgliedschaft?

Wir haben einen großen Aufwand von PR-, Marketing und Kommunikation bis hin zur Überprüfung der Kriterien. Trotzdem ist es uns wichtig, dass für die Optiker die Kosten verträglich bleiben. Deshalb haben wir die Investition für die Mitgliedschaft auf 490 Euro pro Jahr reduziert. Und da sind bereits viele Benefits inklusive und positive Publicity möglich. Allein in den drei Monaten unseres Bestehens sind über die Wahre-Werte-Optiker Berichte in Zeitungen, Magazinen und im Radio erschienen – ohne weiteren finanziellen Aufwand seitens der Optiker. Der PR-Effekt ist also sehr positiv. Wer noch einen Schritt weitergehen möchte, kann bei uns ein PR-Paket mit Aufstellern, nachhaltigen Give-aways, unserem Wahre-Werte-Magazin und weiterem Material hinzubuchen. Auch das soll im Rahmen bleiben, der Optiker kann hier je nach Bedarf und Paketumfang zwischen 490.- oder 990 Euro pro Jahr wählen.

Nachhaltiger Rückenwind für die Wahre-Werte-Optiker: Vom Großplakat auf Recyclingpapier, über den Tischaufsteller in bereits gefällter Haselnuss, bis hin zum besonderem Give-away einem kleinen Zirbenholz-Duftsäckchen für den erholsamen Schlaf. Hier ist wirklich für jeden etwas dabei! Foto: Wahre-Werte-Optiker

Wie wirkt sich das Werte-Engagements auf die Optikerteams aus?

Es bewirkt eine positive Spirale innerhalb des Unternehmens und wirkt auch nach außen. Einige schreiben es bereits in ihre Job-Annoncen: „Komm zu uns, den Wahre-Werte-Optikern“, was sie als Arbeitgeber besonders attraktiv macht. Und sie bekommen tolles Feedback in der lokalen Presse für ihre sozialen Aktionen.

Wie sieht dieses Feedback aus?

Um Ihren Prophylaxe-Auftrag zu erfüllen und die Kunden für mehr Draußen-Zeit zu begeistern gibt es sogar ein klimaneutrales Wahre-Werte-Magazin, das durch externe Auslage obendrein Neukunden bringt. Durchaus mit hochkarätigen Interviewpartnern wie den Dalai Lama, Bestsellerautor Carl Honore aus London, Augenarzt und Augenchirurg Dr. Hakan Kaymak oder Kriegsfotografin Ursula Meissner. Foto: Wahre-Werte-Optiker

Nur ein Beispiel: Einer unserer Mitstreiter ist ein Liebhaber von Hummeln. Im Sommer veranstaltet er regelmäßig ein „Hummelfest“, schmückt die Schaufenster mit Hummel-Deko und schenkt seinen Kunden immer ein Päckchen Wiesenblumen-Samen, den er „Brummstoff“ nennt. Wer dann ein Foto von seiner selbstgesähten Blumenwiese einreicht, wird mit Rabatt belohnt. Sogar der Pfarrer in der Kirche erwähnte diesen Optiker als vorbildliches, naturschützendes Gemeindemitglied.
Das ist doch mal ein PR-Erfolg!

Erzählen Sie noch mehr Beispiele, wie man die drei Werte-Säulen umsetzen kann!

Unser ökologisches Engagement geht noch weiter, als das oben beschriebene. Für das Jahr 2021 haben wir beschlossen, dass für jeden Kunden, der bei einem Wahre-Werte-Optiker eine Brille einkauft, ein Baum gepflanzt wird! Der Kunde erfährt dann erfreut vom Optiker über diese Pflanzung, die regional in Deutschland, der Schweiz und Österreich stattfindet und deren Standort per Google Maps nachvollziehbar ist. Wir werfen nicht irgendwo einen Samen in die Landschaft, sondern setzen ein Bäumchen, dass 5 Jahre lang in Folge gegen Verbiss geschützt wird. Gern vermittle ich den Optikern auch den Weg, wie sie mit Förstern in ihrer Region kooperieren können. Im Jahr 2022 werden wir dieses Aktionsformat freier gestalten, dann kann beispielsweise der küstennahe Optiker sich statt der Baumpflanzung ebenso für den Meeresschutz aktiv einsetzen. Das heißt wir lernen ständig hinzu und gerade diese regionalen Wahlmöglichkeiten wollen wir noch mehr ausbauen.
Den Optikteams schlagen wir außerdem an Öko-Projekten wie die Folgenden vor: Mitarbeiter können die Plastiktütchen sammeln, die als Umhüllung der Brillenbügel anfallen und an den Friseur in ihrer Nachbarschaft weitergeben, der die gleichen Tütchen zum Färben von Strähnchen braucht – und so bekommt das Plastik noch ein zweites Leben. Außerdem regen wir Mitarbeiter dazu an, mit dem Fahrrad zur Arbeit zu kommen oder Zeitschaltuhren einzurichten, damit im Schaufenster nachts das Licht ausgeht. Die Liste unserer ökologischen Ideen ist enorm lang und wir haben noch viele weitere Nachhaltigkeitspunkte, die man umsetzen kann.

Soziales Engagement ist die zweite Säule unserer Werte-Agenda. Jedes Optikgeschäft engagiert sich pro Jahr im Wert von mindestens 1.000 Euro für ein soziales Projekt. Und auch hier sind der Fantasie keine Grenzen gesetzt: Man kann die Summe als Sachwert in Form von Brillen an ein Kinderheim oder andere Bedürftige spenden. Wir haben aber auch schon den „Wünschewagen“ unterstützt, der Schwerstkranken hilft, ihren letzten Wunsch zu erfüllen. Und wir haben auch schon für Blasinstrumente einer Kindermusikkapelle gespendet.
Sozial heißt für uns aber auch Engagement nach innen: Jeder Mitarbeitende eines Wahre-Werte-Optikers muss über Tarifempfehlung entlohnt werden, denn das ist für uns Wertschätzung der Teams und sozial. Und dazu gehört auch, dass einmal pro Jahr eine Aktion zur Weiterbildung stattfindet, die der Teamentwicklung und der Unternehmenskultur dient. Dies kann ein Nachmittag im Hochseilgarten genauso sein, wie eine Kräuterwanderung mit einem Waldscout oder eine Plogging-Aktion, bei der man im Grünen Müll aufsammelt. Wichtig ist, das Teambildung auf menschlicher Ebene geschieht.

2021 pflanzen die Wahre-Werte-Optiker für jeden Brillenkunden einen Baum. 2022 kann jeder sein Lieblings-Umweltprojekt frei wählen. Im gesamten Netzwerk ist lebenslanges Lernen gefragt: hier ein Pilotprojekt mit biologisch abbaubaren Wuchshülsen, die Jungbäume vor Wildverbiss schützen. Foto: Wahre-Werte-Optiker

Fachliches Engagement ist die dritte Säule unseres Wirkens – und hier lautet die Devise: Qualität vor Zeitdruck. Ein Wahre-Werte-Optiker nimmt sich die Zeit, die seine Kunden brauchen und betreibt keine Massenabfertigung im Viertelstundentakt. Wie lange dann die Anamnese, Refraktion und Beratung bei den einzelnen Kollegen dauert, wollten wir dann doch nicht auf die Minute festlegen. Wichtig ist jedoch, dass der Kunde bestmöglich versorgt wird. Und fachlich sind wir auch verantwortlich, Prophylaxe auszuüben, damit Augengesundheit bestmöglich erhalten wird – sei es durch Myopiemanagement bei Kindern oder durch Vorsorgeuntersuchungen bei älteren Menschen. Wir erleben immer noch, dass der Prophylaxe-Auftrag des Optikers nicht vollumfänglich gelebt wird – und deshalb engagieren wir uns auf diesem Gebiet besonders. Um zum Beispiel über die Möglichkeiten der Myopiekontrolle aufzuklären, geben wir einmal im Jahr das „Wahre-Werte-Magazin“ heraus, in dem Eltern erfahren, wie sie die Kurzsichtigkeit bei ihren Kindern verlangsamen können. Und dies geschieht eben durch viel Zeit im Freien und regelmäßige Unterbrechungen des Arbeitens im Nahbereich. Unser Magazin macht dann Lust auf spannende Dinge, die man als Familie gemeinsam draußen erleben kann. Vom Schnitzen mit Ästen bis zum Kochen mit selbstgesammelten Kräutern.

Das ist wirklich ein ganzheitlicher Ansatz – sowohl in der Kommunikation, wie im Handeln.
Genau das ist unser Ziel! Tue dreifach Gutes und sprich darüber! Wer all diese fachlichen, sozialen und ökologischen Standards unserer Werte-Agenda erfüllt, darf das Gütesiegel „Wahre-Werte-Optiker“ führen. Wir sind stolz darauf, in der DACH-Region schon 14 Mitstreiter zu haben und freuen uns auf weitere Betriebe, die mit uns diese fantastische und sinnstiftende Nische besetzen möchten.

Das Interview führte Rosemarie Frühauf.


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