Wechselt Rodenstock bald den Besitzer? Wie die Nachrichtenagentur Reuters berichtete, wird der deutsche Brillenglas- und Brillenhersteller von seinem Private-Equity-Eigentümer derzeit für einen möglichen Verkauf vorbereitet. Der Wert der Transaktion wird voraussichtlich 1,5 Mrd. Euro betragen, so zwei Insider gegenüber Reuters.
Den Informanten zufolge wird erwartet, dass Compass Partners, das mit der Investmentbank Jefferies an der Veräußerung arbeitet, in den kommenden Wochen erste Informationspakete über Rodenstock verschicken wird. Eine Auktion solle bereits nach Ostern beginnt, sagten sie.
Rodenstock könnte mit 1,5-1,7 Milliarden Euro bewertet werden, oder mehr als das 13-fache des für 2021 erwarteten Gewinns vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen von 115-130 Millionen Euro, sagte eine der Quellen. Compass Partners, Rodenstock und Jefferies lehnten eine Stellungnahme ab.
Rodenstock konkurriert mit Konzernen wie EssilorLuxottica und dem japanischen Brillenglashersteller Hoya. Zu den möglichen Käufern gehören sowohl strategische als auch Private-Equity-Bieter, sagten die Insider laut Reuters.
Im vergangenen Jahr erhielt das Unternehmen von seinen Eigentümern eine Kapitalspritze in Höhe von 75 Millionen Euro, um einen Umsatzeinbruch während der Coronavirus-Pandemie zu bewältigen, nachdem es 2019 einen Reingewinn von 103 Millionen bei einem Umsatz von 450 Millionen Euro erzielt hatte.
Die Umsätze erholten sich dann schneller als erwartet aufgrund der starken Nachfrage nach den hochwertigen biometrischen Gleitsichtgläsern B.I.G. Vision, teilte Rodenstock im Juni 2020 mit.
Das Unternehmen, das auch Brillenfassungen und Messgeräte für Optiker herstellt, wurde 1877 in München gegründet und beschäftigt derzeit 4.900 Mitarbeiter. Nach finanziellen Schwierigkeiten verkauften die Familieneigentümer von Rodenstock das Unternehmen im Jahr 2003 an den Buyout-Fonds Permira, der es 2006 an Bridgepoint weitergab. Compass erwarb 2016 eine Mehrheit an Rodenstock und übernahm zwei Jahre später die volle Kontrolle. Usprünglich wollte Compass bereits 2020 einen Verkaufsprozess einleiten, legte diesen Plan jedoch auf Eis, nachdem die Corona-Krise den Umsatz von Rodenstock beinträchtigt hatte.
Text von Reuters. Übersetzt und bearbeitet von Rosemarie Frühauf.