Alle Fotos: KASTNER Brillenhaus

Ein neues Netzwerk für Optiker wurde gerade in Fürth gestartet: Stefan Lauermann vom KASTNER BRILLEN HAUS hat eigene Brillen „Made in Germany“ herausgebracht, die sich an kreative Kollegen richten. Die „Legends“ verbinden zeitlosen Style mit Nachhaltigkeit, Storytelling und dem guten Zweck. Die Fürther pflanzen für jede verkaufte Brille einen Baum – und haben noch mehr vor. OPTIC+VISION präsentiert das kreative Konzept.

OPTIC+VISION: Wie kam es zu Ihrer Kollektion?

Stefan Lauermann: Wir haben schon länger mit dem Gedanken gespielt, unsere eigene Hausmarke zu gründen, mit zeitlosen Brillen, die zu vielen Gesichtern passen. Die C-Krise hat das angeschoben – denn wir hatten 2020 viel Zeit, um am Design und Konzept zu arbeiten. Wir hatten übrigens von Anfang an vor, die „Kastner Legends“ nicht nur bei uns zu verkaufen, sondern die Kollektion mit anderen unabhängigen Optikern zu teilen. Jeder kann sie als seine eigene Hausmarke herausgeben. Vom Optiker – für Optiker!

Der Netzwerkgedanke stand also am Anfang?

Ja, denn es ist mein großer Wunsch, dass eine neue Community daraus entsteht und durch dieses Konzept zum Leben erweckt wird. Eine weitere Brillenlinie „Made in Germany“ wäre ja nur eine von vielen gewesen.

Was macht die „Legends“ so besonders?

Die KASTNER Legends sind Brillenfassungen mit Charakter. Zeitlos, natürlich und nachhaltig, unabhängig hergestellt und mit fairem Preis. Beim Design haben alle unsere Teammitglieder mitgewirkt, deshalb tragen die Fassungen Namen wie Steffi, Selina und Rudi. Den letzten Schliff bekommen die Brillen durch ein Kölner Designteam. Hergestellt werden sie in einer Manufaktur in Passau. Der Clou ist jedoch, dass wir für jede verkaufte Brille einen Baum pflanzen.

Welches Potential haben die Brillen für Optiker-Kollegen?

Ein vielfältiges Potential. Denn man kann die Brillen unter eigenem Namen herausbringen, der dann in den Bügel eingraviert wird. Dieses individuelle Branding nutzen bereits einige unserer Partner. Mein Traum für die Zukunft ist, dass die Optiker-Kollegen dann noch ihr eigenes Brillendesign zur Kollektion beitragen und zu ihren Kunden sagen können: „Das ist meine Brille!“

Wie viele Partner sind schon dabei?

Wir sind ganz am Anfang: Aktuell sind die Partner noch im einstelligen Bereich. Um die Kollektion zu promoten, habe ich mich selbst in einen Außendienstler verwandelt und bin zu Kollegen gefahren. Für mich ist diese Pionierarbeit sehr spannend. Denn bei jedem Gespräch, dass ich mit den Kollegen geführt habe, konnte ich von deren Geschäftserfahrungen lernen und etwas mitnehmen. Und wenn wir diese ganzen Inhalte und Werte für uns gegenseitig zugänglich machen durch eine Community  – dann ist das echter Mehrwert.

Warum sind die Brillen „Made in Germany“?

Mir war es wichtig, dass die Sachen hier gefertigt werden, weil ich kurze Wege haben wollte und schneller die Prototypen erhalte. Und ich wollte zeigen, dass man auch in Deutschland coole Brillen zum fairen Preis herstellen kann!

Wie haben Sie die Brillenformen entwickelt?

Zuerst haben wir uns einen 3D-Drucker für daheim besorgt und an den verschiedenen Formen gefeilt. Denn wir wollen die Brillen ja verkaufen –  sprich, diese Brillenformen leben. Wenn ich das Team nur mit Designs beglücken würde, die ich selbst gerne verkaufe, dann würde der Schuss nach hinten losgehen … Deshalb ist mir Vielfalt sehr wichtig und die ganze Bandbreite unserer Truppe wurde berücksichtigt. Klar sind es jetzt am Anfang erstmal Standard-Modelle. Die braune und die schwarze Brille, die man immer braucht, in rund und eckig. Auch zeitloses champagner ist dabei. Aktuell haben wir acht Brillen: Sechs Formen und zwei davon in verschiedenen Größen. In Zukunft möchten wir noch ein paar gewagtere Formen ausprobieren und damit spielen. Fünf Sonnenbrillen sind gerade in der Produktion.

Die Brillen sind „Made in Germany“, eure Eigenkollektion und ihr pflanzt für jede Brille einen Baum. Mir als Kunde fällt da kein Gegenargument mehr ein.

Genau das passiert bei uns im Laden! Wenn wir den Kunden unsere Linie präsentieren und sagen: „Für Sie pflanzen wir dann noch einen Baum in der Region!“, dann ist die Sache rund. Die Bäume sind übrigens unsere eigene Aktion. Die Partneroptiker können sich gerne andere Dinge mit Bezug zu ihrer Region ausdenken.

Wie organisiert ihr die Baum-Pflanzung?

Wir haben 100 Bäume bei einem regionalen Verein gekauft. Und wir wissen sogar, wo sie eingepflanzt werden, sobald die Witterung passt.

Was kosten die Fassungen für den Endverbraucher?

Wir haben einen UVP von 219 Euro kalkuliert, denn 200 Euro sind eine psychologische Preisgrenze. Wir finden das einen fairen Preis für eine Kunststoffbrille, Made in Germany, von deinem eigenen Optiker. Man könnte die Brillen durchaus noch etwas hochwertiger anbieten, denn die Qualität legt dies nahe. Oder man könnte sie als eine bodenständige Kollektion in einem Premium-Umfeld betrachten. Vielleicht werden in Zukunft ausgefallenere Designs mehr kosten. Prinzipiell suche ich Partner, die vom Preisverständnis ähnlich ticken, damit dabei Mehrwert entsteht.

Was ist die große Vision hinter der Legends-Community?

Meine große Vision ist, eine Plattform für Austausch und gute Ideen zu schaffen. Von der wir als Gemeinschaft und auch unsere Kunden profitieren können. Vielleicht bringen wir gemeinsam eine Online-Darstellung der Brillen samt Virtual Try on heraus. Dies soll dann eine Art Webshop werden, den jeder auf seiner Website mit eigenem Logo integrieren kann. So kommen wir dem digitalen Einkaufsverhalten entgegen und senken den Aufwand für den Einzelnen. Ich denke, dass wir traditionellen Optiker, wenn wir uns gegenseitig füreinander öffnen, wirklich eine starke Gemeinschaft bilden können, die eine Antwort auf die aktuelle Marktentwicklung hat. Wir probieren das jetzt einfach aus – damit etwas Neues passiert! Ich sehe hier viel Potential, brenne dafür und habe Spaß am Tüfteln und Ausprobieren.

Was kommt als nächstes?

Der nächste spannende Schritt sind drei neue Modelle im 3D-Druck-Verfahren. Sie befinden sich gerade in der Entwicklung und werden ebenfalls in Deutschland produziert. Ich persönlich trage 3D-gedruckte Brillen sehr gern. Es ist ein angenehm leichtes Material, dass es mittlerweile auch in nachhaltigen Varianten gibt. Wer weiß? Vielleicht haben wir in Zukunft alle einen 3D-Drucker zu Hause und ich gebe dem Kunden nur noch eine Datei, mit der er seine Brille selbst ausdruckt … In dem Fall kann ich sagen: Ich war als erster dabei.

Mehr Infos:

www.legends-community.de

Das Interview führte Rosemarie Frühauf.