Bild: EinDollarBrille

Seit seiner Gründung im Jahr 2012 hat der Verein EinDollarBrille über 262.000 Menschen weltweit mit individuell angepassten Brillen versorgt und 220 Arbeitsplätze geschaffen. Jetzt legte die Organisation ihren Jahresbericht 2019 vor, der einen erfolgreichen Start im neuen Projektland Peru meldet.

Laut einem aktuellen Bericht der Weltgesundheitsorganisation WHO (2019) leiden rund 950 Millionen Menschen an einer korrigierbaren Sehschwäche, können sich jedoch keine herkömmliche Brille leisten oder haben keinen Zugang zu augenoptischer Versorgung. Mit einem ganzheitlichen System will der EinDollarBrille e.V. dieses globale Problem angehen und in Ländern des Globalen Südens eine augenoptische Grundversorgung aufbauen. Wie der neue Jahresbericht 2019 der Organisation zeigt, war der EinDollarBrille e.V. damit auch 2019 sehr erfolgreich: Seit seinem Bestehen hat er über 262.000 Menschen mit individuell angepassten, robusten und günstigen Brillen versorgt sowie außerdem 220 Arbeitsplätze geschaffen. Einen erfolgreichen Start hatte die Organisation 2019 in ihrem neuen Projektland Peru, einem von acht Projektländern.

Ausbau Versorgungsstrukturen und Aufklärung zum Thema Augengesundheit

Um diesem Ziel erneut näher zu kommen, hat der EinDollarBrille e.V. 2019 unter anderem seine Versorgungsstruktur weiter ausgebaut und optimiert: In Burkina Faso betreibt die lokale Organisation inzwischen 22 eigene Shops; mit einem Einzugsbereich der Shops von 20 Kilometern erreicht die Organisation jetzt rund 40 Prozent der Gesamtbevölkerung. In Brasilien versorgte die NGO Renovatio, Partner des EinDollarBrille e.V., tausende Menschen in Favelas oder abgelegenen Regionen am Amazonas mit Brillen. Und in Indien führt das lokale Team seine Kampagnen inzwischen auch am Abend durch, um Menschen zu erreichen, die tagsüber beschäftigt sind. Patienten mit Mobilitätseinschränkungen werden teilweise auch zu Hause untersucht.

Flankiert wird der Ausbau der Versorgungsstrukturen durch Kampagnen zur Sensibilisierung und Aufklärung der lokalen Bevölkerung – denn das Bewusstsein für die Bedeutung guten Sehens ist in vielen Regionen eher schwach ausgeprägt. Schulprojekte, unter anderem in Bolivien und Malawi, setzen gezielt bei den „Jüngsten“ an: In Malawi führt das lokale Team im Rahmen des Projektes „GoodVisionSchool“ Schulungen zum Thema Augengesundheit für ganze Klassen durch und bezieht dabei auch die Eltern und Lehrkräfte mit ein.

Perspektiven für lokale Mitarbeitende durch Ausbildung und Personalentwicklung

Einen besonders hohen Stellenwert hat bei der EinDollarBrille der Bereich Ausbildung: In allen Projektländern werden auf Basis der eigens entwickelten Optikausbildung kontinuierlich GoodVisionTechnicians für Herstellung und Vertrieb der EinDollarBrillen ausgebildet. In Bolivien arbeitet der lokale Partner HI-Bolivia zudem eng mit dem Instituto Superior de Salud (ISSEM), dem augenoptischen Fachinstitut in Bolivien, zusammen, das als einziges im Land OptikerInnen und OptometristInnen ausbilden darf.

In Burkina Faso umfasst das lokale Team inzwischen fast 70 Mitarbeitende; damit gehört OneDollarGlasses Burkina Faso (so der lokale Name der Organisation) dort inzwischen zu den größeren Arbeitgebern. 40 Prozent der Mitarbeitenden sind Frauen, die meist signifikant zum Familieneinkommen beitragen; fast zehn Prozent sind Menschen mit körperlichen Einschränkungen. Über eine aktive Personalentwicklung erhalten die lokalen Mitarbeitenden die Chance, sich weiterzubilden und im Team zu wachsen. 

Pilotprojekte in Myanmar und Liberia

Die Erfolge des EinDollarBrile e.V. gehen jedoch über das Erreichte in den bestehenden Ländern und Strukturen heraus: Die Schwesterorganisation EinDollarBrille Schweiz hatte bereits 2018 in Kooperation mit der Sitagu Buddhist Foundation ihr erstes eigenes Auslandsprojekt gestartet und eröffnete 2019 in der Hauptstadt Naypyidaw einen zweiten Standort. OneDollarGlasses USA 2019 wiederum (gegründet 2018) initiierte in Kooperation mit Refuge Place International (RPI), einer Klinik in Liberias Hauptstadt Monrovia, ein Pilotprojekt in Liberia.

Zudem will der EinDollarBrille e.V. sein Augenmerk zukünftig stärker auf die gesundheitliche und soziale Wirkung seiner Arbeit richten. Um gesicherte Erkenntnisse darüber zu gewinnen, wie sich das Leben von Kindern und Erwachsenen durch das Tragen der EinDollarBrille verändert, sind – für die Zeit nach der Corona-Krise – Studien zur Wirkungsmessung in Indien, Malawi und Bolivien geplant.

Bei seinen täglichen Begegnungen wird den lokalen Teams jedoch auch immer wieder bewusst, dass es mit seinen Brillen nicht jedem Patienten helfen kann. In Indien verweist das Team bereits seit einiger Zeit Menschen mit Augenkrankheiten (vor allem dem Grauen Star) an Kliniken, die diese Menschen kostenlos operieren und organisiert auch den kostenlosen Transport dorthin.  

Nach der Corona-Krise noch wichtiger

Neben dem Ausbau seiner Länderprojekte hat der EinDollarBrille e.V. auch in Deutschland seine Arbeit auf solidere Füße gestellt und eine zweite Führungsebene unterhalb des Vorstandes etabliert. Die neuen Führungskräfte übernehmen zum Teil ehrenamtlich, teilweise aber auch hauptamtlich zentrale Aufgaben unter anderem in den Bereichen Optik, Projektmanagement, Personal, IT, Recht und Öffentlichkeitsarbeit wahr. So schaffen sie für den Vorstand den dringend benötigten Freiraum für strategische Aufgaben.

„Ich bin unseren ehren- und hauptamtlichen Aktiven ebenso wie unseren Förderern und SpenderInnen ungeheuer dankbar, denn was wir 2019 erreicht haben, wäre ohne sie alle nicht möglich gewesen“, kommentiert Gründer und Vorstand Martin Aufmuth. „Aktuell bereiten sich unsere lokalen Mitarbeitenden in den Projektländern auf die Wiederaufnahme ihrer Arbeit vor – denn die wird in Zukunft noch wichtiger sein als zuvor.“ Die Gesundheitssysteme vieler Entwicklungsländer sind heute bereits unter Druck und werden aller Voraussicht nach zukünftig noch weniger Ressourcen für eine augenoptische Versorgung bereitstellen können. „Die Erfahrung zeigt aber: Unbehandelte Fehlsichtigkeit verbaut Perspektiven in Schule, Beruf und Alltag. Sie ist ein hohes Risiko für zukünftige Armut“, erläutert Aufmuth. „Wir freuen uns deshalb gerade jetzt über jede Unterstützung – denn unsere Arbeit ist für Viele lebenswichtig.“

Über EinDollarBrille e.V.

Laut einer Studie der Weltgesundheitsorganisation WHO leiden rund 950 Millionen Menschen weltweit unter einer behebbaren Fehlsichtigkeit, verfügen jedoch nicht über die Mittel, sich eine herkömmliche Brille zu kaufen. Der geschätzte Produktivitätsverlust, der daraus resultiert, liegt allein bei unbehandelter Kurz- und Weitsichtigkeit bei geschätzten 269 Mrd. US$ jährlich. 

Der EinDollarBrille e.V. hat vor diesem Hintergrund eine weltweite Versorgung mit qualitativ hochwertigen und dabei günstigen, robusten und individuell angepassten Brillen zum Ziel. Der Verein wurde 2012 von Martin Aufmuth, dem Erfinder der EinDollarBrille, gegründet und ist vom Finanzamt als gemeinnützig anerkannt. Die EinDollarBrille kann von Menschen vor Ort hergestellt und verkauft werden. Die Materialkosten für eine Brille liegen bei rund einem US-Dollar; der Verkaufspreis bei zwei bis drei ortsüblichen Tageslöhnen. Die Ausbildung der Brillenproduzenten und der Aufbau des Projektes in den Zielländern werden durch Spenden finanziert. Das Projekt ist nachhaltig: Der Verkaufserlös der Brillen hilft, die Gehälter im Land und das Material für neue Brillen zu bezahlen. Das Ziel ist der Aufbau einer augenoptischen Grundversorgung für Menschen in Ländern des Globalen Südens. 

Weitere Infos: www.eindollarbrille.de

                    www.facebook.com/OneDollarGlasses 

https://www.youtube.com/OneDollarGlasses