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Wie kann man „die neue Normalität“ mit Covid-19 attraktiv gestalten, ohne dieses verstörende Krankenhaus-Gefühl? Für gelungenes Shopping-Flair trotz Hygienemaßnahmen hat Ladenbau-Experte Stefan Suchanek einige Ideen: Für OPTIC+VISION analysiert er das Problem – und bringt kreative Lösungen. Am 17. Juni hält er dazu ein Webinar bei der Rodenstock Akademie, das für alle Interessierten offen ist!

OPTIC+VISION: Herr Suchanek, normalerweise beraten Sie Unternehmen, die ihre Geschäftsräume nach einem Inhaberwechsel oder beim Umbau emotional optimieren wollen. Was sagen Sie zu den Auflagen rund um Covid-19?

Stefan Suchanek: Seien wir ehrlich, die Corona-Sicherheitsmaßnahmen machen unsere Läden nicht schöner: Handgeschriebene Verbotsschilder, improvisierte Absperrungen und Abstandhalter, herumstehendes Desinfektionsmittel, all diese vorgeschriebenen Maßnahmen machen die attraktivste Umgebung gefühlt zum Vorzimmer einer provisorischen Arztpraxis oder dem Zugang eines Behelfskrankenhauses. On Top noch die Mitarbeiter mit Latexhandschuhen hinter Scheiben und mit der unvermeidlichen Mund-Nase-Bedeckung … Diese nonverbale Kommunikation bewirkt bei uns eine Reaktion: Wir empfinden Unsicherheit und Ängste.
Deshalb habe ich mich in den vergangenen Wochen intensiv in die Corona-Materie eingearbeitet, was die Sicherheitsvorschriften für Handel, Gastronomie und Gewerbe betrifft. Herausgekommen ist ein ganzer Katalog mit Lösungen, den ich ständig update. Und mittlerweile kann ich sagen: Ja, Corona-Sicherheit kann attraktiv gestaltet werden und bei intelligentem Einsatz sogar eine verkaufsfördernde Wirkung erzielen!

Womit sollte ich anfangen?

Versetzen Sie sich mal in ihre potentiellen Kunden hinein und fragen Sie sich: Wie fühle ich mich beim Betreten des Geschäftes? Wie wirken meine Hygiene-Maßnahmen auf das Empfinden des Kunden und das davon abhängige Entscheidungs- und Konsumverhalten? Subtile emotionale Signale entscheiden darüber, ob der Kunde reinkommt oder lieber gleich draußen bleibt. Ob es uns gelingt die Maßnahmen ästhetisch in das Geschäftsfeld integrieren, ist folgenschwer
– zumal wir wahrscheinlich mittel- bis längerfristig damit leben müssen.

Warum reagieren wir unterbewusst ablehnend?

In der aktuellen Situation, die eine ungewohnte ist, reagiert unser Bewusstsein besonders sensibel und ist dazu geneigt, Formen, Signale oder sensorische Reize in kürzester Zeit zu bewerten und einzuschätzen, um Gefahren oder Risiken aus dem Weg zu gehen. Auch ein Geschäft oder Unternehmen sendet solche Signale aus. Fakt ist, dass die Corona-Maßnahmen definitiv ungewohnt sind und in uns allen ein Unbehagen auslösen, sprich: Eine positive und mündige Einkaufs- und Beratungsstimmung bleibt vielerorts auf der Strecke.

Können Sie mal ein No-Go und dessen Lösung benennen?
Nur ein Beispiel: Abstandmarkierungen aus Klebeband am Boden sind ein absolutes No-Go! Nicht nur die Schuhsohlen bleiben unangenehm daran kleben, sondern auch jede Menge Schmutz, der das Gegenteil von Hygiene und Kompetenz vermittelt. Lösen könnte das ein Optiker zum Beispiel, indem er kleine Teppiche wie Inseln auslegt, und die Kunden bittet, sich beim Warten darauf zu stellen. Auf so einen flauschigen Teppich stellt man sich gerne und eine schöne Farbe verstärkt den Effekt. Es könnten aber auch Säulenpodeste mit 1,5 Meter Abstand als Platzhalter aufgestellt werden. Auf diesen Podesten kann dann gleich eine schicke Brille präsentiert werden … Und so werden die Maßnahmen sympathisch integriert und mit pfiffigen Ideen aufgewertet.

Was macht dieses attraktive Sicherheitsgefühl aus?

Sie haben es erreicht, wenn der Kunde sich gut orientieren kann, sich aufgehoben und auf Augenhöhe wahrgenommen fühlt – denn schließlich ist niemand von uns gern einer Umgebung voller Verbote und Regeln ausgeliefert. Ziel ist deshalb, die diversen Hygienemaßnahmen so umzusetzen, dass sie positive und angenehme Assoziationen wecken und ein Gefühl der Unbeschwertheit hervorrufen. Ein Lösungsansatz ist zum Beispiel, den Desinfektionsmittel-Spender so zu präsentieren, dass er Vitalität statt Krankheit ausstrahlt – frische Blumen daneben und ein ästhetischer Behälter sind bereits ein guter Anfang.

Außerdem lohnt es sich sehr, in die zwischenmenschliche Kommunikation zu investieren, die unter Mundschutz, Distanzen und Trennungsscheiben arg leidet. Hierzu habe ich schallverstärkende Lösungen entwickelt, damit sich Kunden und Mitarbeiter bei der Beratung möglichst klar und nuschel-frei unterhalten können.

Was bieten Sie derzeit Optikern und anderen Unternehmern an?

Aktuell vermittle ich meine Beratung in zwei verschiedenen Formaten: Einmal als kompaktes Webinar, wo ich die wichtigsten Tipps zur ästhetischen und verkaufsfördernden Umsetzung von Corona-Hygienemaßnahmen firmenneutral erkläre. Das Webinar dauert rund eine Stunde und kann gerne abends stattfinden.

Wer eine maßgeschneiderte Komplett-Lösung möchte, den berate ich direkt vor Ort, wie bei meinen Ladenbau-Beratungen, inklusive Begutachtung und sofortiger
Anfertigung von Skizzen und Vorschlägen zur Umsetzung. Dabei können wir dann individuell auf Ihre Wünsche, das Budget und das Corporate Design eingehen und Sie erhalten eine Mappe mit sämtlichen Infos, wie und mit welchen Produkten und Herstellern Sie das Konzept umsetzen können.

WEBINAR-TIPP:
Am 17. Juni um 14 Uhr hält Stefan Suchanek sein Corona-Webinar im Rahmen der Rodenstock Akademie! Alle Interessierten können teilnehmen.

Foto: Stefan Suchanek

Stefan Suchanek
berät und optimiert namhafte und verantwortungsbewusste Unternehmen, die Wert auf menschlichen, nachhaltigen und wirtschaftlichen Erfolg legen. Der Neuro-Ästhetiker, Retail Designer, Wirtschaftspsychologe, Unternehmensberater, Speaker und Hochschuldozent in München war über zehn Jahre lang Szenenbildner und TV-Moderator beim Bayerischen Fernsehen und agiert nach wie vor als Moderator und Speaker für Akademien, Kongresse und Messen. www.stefansuchanek.com

Das Interview führte Rosemarie Frühauf