Stand up Paddling ist große Trendsportart im Wasser. Foto: © kuznetsov_konsta – Fotolia

Am Hamburger Jungfernstieg gibt es eine Institution, die sich ganz der Arbeit mit Linsen verschrieben hat: VISUS Contactlinsen. OPTIC + VISION traf dort die Augenoptikermeisterin Britta Schüler. Sie ist KL-Expertin aus Leidenschaft und erklärt die verschiedenen Einsatzmöglichkeiten der Kontaktlinse beim Sport.

Die meisten unserer Kunden sind Amateursportler. Bei der Beratung sind für mich als Anpasserin zwei Fragen wichtig: Erstens: Möchte der Kunde die Linsen nur beim Sport tragen? Und zweitens: Um welche Sportart geht es?

Gehen wir mal von einem Amateursportler aus, der die Linsen nicht täglich tragen möchte, sondern nur etwa ein bis dreimal in der Woche. In diesem Fall würde ich zu einer weichen Linse raten. Feste Kontaktlinsen haben hervorragende Eigenschaften beim Tragen im Alltag, allerdings setzt bei ihnen der Gewöhnungseffekt erst nach regelmäßigem Tragen ein. Daher sind sie nur wenig für gelegentliche Einsätze geeignet. Die weiche Linse hat dagegen einige Vorteile, die bei verschiedenen Sportarten nützlich sind: Weiche KL liegen enger am Auge an. Die Tränenfilmunterspülung ist dadurch reduziert, und Fremdkörper gelangen nur selten unter die Linse. Bei der formstabilen Kontaktlinse ist die Tränenfilmunterspülung deutlich höher, was sie anfälliger für Fremdkörper macht. Daher ist die weiche Linse die passende Wahl, wenn es um staubige Sportarten geht, wie z.B. Reiten. Ebenso bei Wassersportarten würde ich zur weichen Linse raten, auch wenn ein Kunde im Alltag sonst feste Linsen trägt. Denn z.B. beim Surfen oder Kite-Surfen kann eine feste Linse, die auf dem Tränenfilm schwimmt, schneller weggespült werden und abhanden kommen. Die weiche Linse jedoch sitzt fester am Auge und ist beim Wassersport deshalb die geeignete Wahl.

Außerdem würde ich eine stärker sauerstoff-durchlässige Linse empfehlen: Da beim Sport der ganze Organismus mehr Sauerstoff benötigt, ist ein Linsenmaterial mit hohem DK-Wert von physiologischem Vorteil, damit die Hornhaut gut versorgt wird. Und nicht nur beim Ausdauersport. Auch beim Wandern und Klettern in großen Höhen, wo die Luft dünner wird, ist aus meiner Sicht ein hoch-sauerstoff-durchlässiges Material angeraten.

Warum Tageslinsen optimal sind

Kommen wir nun zum hygienischen Aspekt: Tauschlinsen sind aus hygienischen Gründen eine gute Wahl – von der Tageslinse, über die Zwei-Wochen-Linse bis hin zur Monatslinse. Das Reinigungsmittel sollte auf das gelegentliche Tragen abgestimmt sein. Auch, wenn ich sonst Peroxid empfehle, ist bei gelegentlichem Tragen eine Kombilösung praktischer. In der Kombilösung sind die Linsen problemlos über mehrere Tage, ohne Wechsel der Flüssigkeit, zu lagern. Ein möglicher Ausschluss-Faktor bei Tages- oder Monatslinsen sind ihre standardisierten Parameter – das heißt, die Form der Hornhaut muss zur Linse passen. Sollte die Hornhaut des Kunden z.B. zu steil oder zu flach geformt sein, scheidet diese Option der Linse aus. Passen jedoch die Standardparameter, dann ist eine Tageslinse zu empfehlen. Denn wenn man die Linse nur etwa ein bis dreimal pro Woche trägt, entfällt bei der Tageslinse der gesamte Pflegeaufwand und die finanzielle Investition bleibt auch im Rahmen. Zum Thema Hygiene ist auch zu sagen, dass gerade beim Wassersport die Tageslinse wieder die erste Wahl ist: Denn eine weiche Linse wirkt ähnlich wie ein Schwamm. Sie nimmt also z.B. Meer-oder Chlorwasser bei Kontakt auf. Deshalb ist es bezüglich der Hygiene optimal, wenn man die Linse nach einmaligem Gebrauch entsorgen kann.

Sollten die Standardlinsen aufgrund der Parameter nicht geeignet sein, gibt es die Alternative, individuelle Linsen anzupassen. Auch diese gibt es z.B. als Monatslinse. Es gibt also sehr viele Möglichkeiten, bei denen man aus dem Vollen schöpfen kann.

Zusätzlich sind bei Wassersportarten wie Surfen oder Kiten getönte Linsen eine Option. Der Blendschutz ist mit einer Sonnenbrille vergleichbar. Zu beachten ist hierbei, dass Blendschutz und UV-Schutz zwei verschiedene Dinge sind. Kontaktlinsen besitzen häufig einen UV-Schutz, dieser ist aber in verschiedene Klassen eingeteilt, das heißt, sie schützen bis zu einem gewissen Grad die Netzhaut, aber den kompletten Schutz einer Sonnenbrille bieten sie nicht – schon deshalb, weil sie nur einen kleinen Bereich des Auges bedecken. Allerdings sind getönte Kontaktlinsen z.B. für Surfer bereits eine gute Option, denn eine Sonnenbrille wird mit und auf der nächsten Welle davon schwimmen.

Verletzungsrisiko?

Und nun zur Frage eines möglichen Verletzungsrisikos: Bei uns im Institut haben wir sehr viele Kunden, die Träger von formstabilen Linsen sind. Für Kontaktsportarten wie z.B. Boxen oder Kampfkunst rate ich dann aus Sicherheitsgründen zur weichen Linse. Bei einem harten Schlag auf die Augenpartie, ist ein zusätzliches Verletzungsrisiko durch eine feste KL nicht ausgeschlossen. Dazu kommt die Verlustgefahr der Linse. Eine weiche Linse gibt durch Ihre Flexibilität nach, auch bei starkem Druck oder Schlag. Und sie wird nicht vom Auge fallen, da sie enger anliegt.

KL und Sportbrille

Natürlich gibt es heutzutage Sportbrillen inklusive Sehkorrektur. Manche Hersteller bieten es an, über das gesamte Glas den optischen Schliff zu fertigen. Bei einer Sportbrillenverglasung kommt es jedoch häufig zu störenden Abbildungsfehlern. Verzerrungen im Randbereich des Brillenglases hängen mit der stark gebogenen Form der Sportbrille zusammen. Bei höheren Korrektionswerten gibt es die Möglichkeit Clip-ins mit optischer Verglasung in der Sportbrille zu befestigen. Diese sind jedoch relativ klein, was sich auf das Blickfeld auswirkt. Hier hat die Kontaktlinse den großen Vorteil, dass sie ein uneingeschränktes Blickfeld unter der Brille bietet. (Aufgezeichnet von Rosemarie Frühauf. Erscheint in O+V Edition 3, 2019)

Über VISUS Contactlinsen

Britta Schüler, Leiterin des Visus-Institutes. Foto: Privat

„Wir bieten ausschließlich Kontaktlinsen und Visualtraining an“, sagt Britta Schüler, die seit 4,5 Jahren bei VISUS am Hamburger Jungfernstieg als Betriebsleiterin arbeitet. Das Profil des Institutes ist umfassend: „Wir versorgen viele irreguläre Hornhautformen wie z.B. Keratokonus, bieten postoperative Versorgung z.B. nach Keratoplastik und nach Stärkenkorrektur wie LASIK an, versorgen Dystrophien und Traumata. Aber auch das pathologisch unauffällige Auge ist unser Fachgebiet. Z.B. die Anpassung von Mehrstärkenlinsen bei Presbyopie. Ein großes Thema ist auch das umfassende Myopiemanagement bei Kindern und Jugendlichen mit ausführlicher Beratung und Aufklärung und der Anpassung von speziellen Mehrstärken- oder Orthokeratologie-Kontaktlinsen“.
VISUS Contactlinsen wurde 1977 in Hamburg gegründet. In Stuttgart und Frankfurt am Main gibt es mittlerweile zwei weitere Institute.